Deswegen sollten Kinder draußen spielen!

Viele Kinder und Kleinkinder verbringen viel bis zu viel Zeit daheim. Ursächlich dafür sind natürlich verlockende Freizeitangebote wie Gamekonsolen, Video, TV und Computer auf der einen Seite und das Fehlen geeigneter Spielplätze und kindgerechter Räume auf der anderen Seite.

Im Maßen ist der Aufenthalt im Haus kein Problem und schlichtweg ein Teil der normalen Sozialisierung in der von moderner Technik durchdrungenen Welt Europas. Doch fällt die Erfahrung des natürlichen Spielens an der frischen Luft fast komplett weg, dann überwiegen bei nicht wenigen Kindern die negativen Folgen.

Ob im Garten, auf dem Bolzplatz, auf dem Schulhof, im Freibad, im angrenzenden Gelände oder auf freien Flächen, die Erfahrungen des „Draußenspielens“ sollten jedem Kind gewährt werden.

Einige Eltern unterschätzen die Relevanz dieses Aspekts für die Entwicklung ihrer Kinder. Doch was heißt das genau? Im Artikel finden sich konkrete Gründe, warum Kinder möglichst an der frischen Luft spielen sollten.

Vorteile beim Spiel draußen

Der Nutzen des Spielens in freier Umgebung ist sehr vielfältig und bewirkt positive Effekte auf sozialer, kognitiver, gesundheitlicher sowie auf der verhaltensbasierten Ebene.

Von Eltern unbeeinflusst und selbstbestimmt mit anderen Kindern gemeinsame Themen und Freizeitmöglichkeiten zu finden, das kennzeichnet viele Spielformen von Kindern zwischen etwa vier bis zwölf Jahren.

Ob Fußball, Fangen, Verstecken, Schnitzeljagd, gemeinsames Umherziehen mit Fahrrad, Laufrad oder mit dem Bollerwagen, Schlittenfahren, Umherflitzen mit einem Kinderscooter oder einfach Erkunden oder Beobachten, das gemeinsame Erlebnis ist kreativ und aktiv zugleich, es spricht alle Sinne an und weist somit einen ganzheitlichen Charakter auf.

Kinder bauen beispielsweise Dinge aus Holz und Matsch (z.B. einen kleinen Staudamm), sie sammeln somit ganz natürlich Erfahrungen, diskutieren in diesem Prozess ihre Wahrnehmungen und Ideen, sie lernen damit einen Teil der Realität kennen.

Dabei bauen die Mädchen und Jungen einen Bezug zur Umwelt auf (insofern diese baulich zugänglich ist) und entwickeln ein Gespür für die Natur, welche sie teilweise nur virtuell simuliert kennen.

Video: alte Kinderspiele an der frischen Luft

Was Eltern tun können

Ergänzend ist zu bemerken: Je älter die Kinder, desto größer wird ihr Aktionsradius. Ganz unbegrenzt kann kindliches Spielverhalten nicht sein, denn besonders in Städten mit Problemvierteln weisen sorgsame Eltern zurecht darauf hin, wo man sich nicht aufhalten sollte.

Im Zuge des Reifungsprozesses werden diese Grenzen oft getestet und bilden mitunter Streitpunkte. Eine anstrengende, aber auch wertvolle Erfahrung für Kinder und Eltern, die nicht wegfallen sollte, um später Probleme und Gefahren realistisch einschätzen zu können.

Wichtig erscheint, dass die Kinder genug Zeit, Freiheit und die Erlaubnis erhalten, ihre Spielformen abseits der Wohnung zu nutzen. Bei vorsichtigen Eltern hat es sich bewährt, dem eigenen Nachwuchs zunächst Plätze zu zeigen, die man für geeignet hält.

Weitere Positivaspekte verdeutlichen die Wichtigkeit dieser prinzipiell selbstverständlichen Spielform.

Gesundheit

Viel Zeit im Freien an der frischen Luft aktiviert den Kreislauf: Das Immunsystem wird dabei gefordert, gefördert und somit gestärkt, die Entwicklung droht nicht in die Richtung des hypersensiblen Stubenhockers abzugleiten.

Generell ist auf die passende, am Wetter orientierte Kleidung zu achten, denn eine Erkältung kommt im seltensten Fall durch den Aufenthalt draußen zustande, sondern eher dann, wenn ein Kind unpassend gekleidet ist oder sich hauptsächlich drinnen aufhält und dadurch nicht abgehärtet ist.

Aktivität sorgt ebenso für einen gesunden Appetit und beugt frühzeitiger Fettleibigkeit vor. Manchmal sollte man die Kinder aber bremsen – etwa dann, wenn sie mal krank sind und sich noch schonen sollten. Den Zeitpunkt, um draußen wieder richtig rumzutoben, können sie nicht immer gut abschätzen.

Bewegung, Erfahrung, Beobachtung und Koordination

Beim Spiel an der frischen Luft ist der Nachwuchs komplett im Einsatz: Der ganze Körper wird bewegt, der Geist ist „auf Touren“. Die Wirkung ist belebend und erschöpfend zugleich, deshalb schlafen Kleinkinder häufig besser, wenn sie viel draußen sind. Sie haben ihren natürlichen Bewegungsdrang ausgelebt und konnten sich altersentsprechend austoben.

Ein wichtiger Gegenpol zu dem ruhigen und konzentrierten Spiel am PC oder zu den Hausaufgaben. Den Kopf freizubekommen, das gilt als extrem wichtiger Nebeneffekt beim Spiel abseits der elterlichen Wohnung. Auch der Abbau von Aggressionen wird häufig als Vorteil diskutiert.

Der Blick auf die körperliche Entwicklung rückt einen weiteren Nutzen in den Vordergrund: Die Knochenstärke, die Muskelbildung, die Organdurchblutung und der Gleichgewichtssinn profitieren von der wiederholten Übung im temperamentvollen Spiel.

„Kinder müssen gewagt werden“

So lautet ein bekanntes, bis heute gültiges Zitat von Hermann Lietz. Kleine Missgeschicke und blaue Flecken gehören zur Kindheit dazu, sie können kaum vermieden werden. Doch sind sie leichter zu verkraften, als spätere Einschränkungen oder gar Haltungsschäden.

Leib und Geist harmonieren in der Natur, denn alle Formen des kindlichen Spiels wie etwa Laufen, Rangeln, Beobachten, Kriechen, Springen, Robben, Steuern, Balancieren oder Schleichen fördern die Verzweigung und Verbindung der Nervenzellen im Gehirn.

Folge: Eine bessere geistige Leistungsfähigkeit der Kleinkinder und Kinder, weil ihre Wahrnehmung in diversen und eben nicht einseitigen Situationen geschult wird und somit nicht auf künstliche Welten begrenzt ist.

Dies erleichtert generell den Zugang zu neuartigen Erfahrungen, auch in der Schule.

Absprache und Kontakt – die Sozialisationserfahrungen

Kinder spielen abseits der elterlichen Wohnung oftmals selbstorganisiert in altersgemischten Gruppen. Dabei zeigen Ältere den Jüngeren Spiele und vermitteln deren Regeln.

Kleine Kinder erweitern dadurch ihr Wissen und ihr Verhalten, die vermittelnden älteren Kinder gelangen in diesem Prozess in neue Rollen, was ihr Selbstwertgefühl steigern kann. Ganz allgemein profitieren Selbstbewusstsein und Fähigkeiten im kooperativen Erlebnis.

Ergänzend wird spielerisch erfahren, was man schon kann und was nicht – das Realitätsprinzip hält Einzug. Erfolg und Frust sind ganz selbstverständliche Phänomene in dieser Phase und fördern die wichtige Ich-Entwicklung.

Besonders zu betonen ist das nötige Miteinander und die Sozialkompetenz, welche durch das gemeinsame Spielerlebnis gefördert werden. Oftmals finden sich genau hier jene Momente, die später als schöne oder glückliche Kindheit erinnert werden.

Im Freizeitspiel lernen die Jungen und Mädchen Rollen kennen, z.B. wenn man bei einer Schnitzeljagd Suchende und Jäger unterscheidet. Vieles denken sich die Kinder selbst aus, dieser Vorgang setzt Fantasie und Kreativität frei und macht Mut, eigenständig zu denken.

Warum spielen dann Kinder so wenig draußen an der frischen Luft?

Wie kam es eigentlich dazu, dass viele Kinder immer weniger draußen ihre Freizeit verbringen, der Nutzen liegt doch, wie oben skizziert, offenkundig auf der Hand?

  • Oftmals arbeiten beide Elternteile den ganzen Tag, viele Kinder und Kleinkinder sind während dieser Zeit im Kindergarten, in Ganztagsschulen oder sie werden recht engmaschig betreut (Tagesmütter). Ihre Zeit wird somit mehr vorstrukturiert und ist somit weniger frei als noch vor einigen Jahrzehnten.
  • Hohe Arbeitsbelastungen der Eltern bewirken verstärkend, dass diese nicht immer die Kraft besitzen, mit ihren Kleinen draußen zu sein, sondern froh sind, wenn der Nachwuchs ruhig und in Sichtweite vor dem Fernseher sitzt. Das ist keine Schuldzuweisung, sondern der deutliche Vermerk, dass das gesellschaftliche Umfeld seinen Teil zur unbefriedigenden Situation beiträgt. Auch sind in Großstädten gute Plätze für Kleinkinder und Kinder oftmals rar gesät, dabei sind selbige so immens wichtig.
  • Die Kindes- und Jugendkultur hat sich geändert: Wenn am Wochenende Zeit ist, dann wird gerne an Spielkonsolen oder Computern „gezockt“ – sehr junge Menschen agieren schon früh in der elektronischen Welt. Wie erwähnt bereitet dieses Verhalten sie durchaus auf moderne Anforderungen vor, es vermittelt technisches Verständnis und „Skills“, die später als „Digital Natives“ relevant werden. Ein Problem entsteht, wenn kompensierende Spielerfahrungen mit Bewegung komplett verloren gehen. Stichwort: Einseitiges Freizeitverhalten.

Weitere Informationen und Ursachen liefert dieser Artikel.

Fazit: Das Spiel der Kinder drinnen und draußen ins Gleichgewicht bringen

Es geht nicht darum, die moderne Technik aus dem Kinderkleben zu verbannen. Im Gegenteil: Der Nachwuchs benötigt Erfahrungen mit der Technik und sollte lernen, damit umzugehen. Vielmehr sollte man als Eltern und Erziehungsberechtigte bewusst Maß halten und die Kinder motivieren und dazu anhalten, auch draußen zu spielen, damit sie wertvolle, seine Generationen bewährte Erfahrungen sammeln dürfen, die nicht nur Spaß machen, sondern auch im allgemeinen Sinne (Körper, Ich-Entwicklung, Sozialkompetenz) gesund sind. Suchen Sie gute Plätze mit ihrem Kind, Spieloptionen gibt es viele, die Interessen des Kindes machen es leichter, die Richtige auszuwählen.